OFFENE OHREN FÜR GEHÖRLOSE LIFT-BENUTZER

Barrierefreier Aufzugsnotruf mit Gebärdensprachenunterstützung in Zusammenarbeit mit dem Gehörlosenverband Tirol

Mit einem Aufzug stecken zu bleiben, ist für viele Menschen eine höchst unangenehme Vorstellung. Doch die allermeisten von ihnen können in einer solchen Notlage vom Lift aus über eine Sprechverbindung mit einer Person Kontakt aufnehmen, die ihre Befreiung organisiert. Von dieser beruhi­genden Kommunikation abgeschnitten sind jedoch Menschen mit Hörbehinderung. Meldet sich die Notrufzentrale per Lautsprecher im Aufzug, bleibt das Gesagte für sie unverständlich.

Abhilfe schafft ein auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hörbehinderung zugeschnittenes Aufzugnotrufsystem. VIEW, der Pionier des Zweisinne-Notrufs, hat in Kooperation mit dem Gehörlosenverband Tirol das erste Notrufsystem mit Gebärdensprachen-Unterstützung entwickelt.

Das System ermöglicht nicht nur Kommunikation nach dem Zwei-Sinne-Prinzip, bei dem zusätzlich zur Sprechverbindung ein visueller Dialog mit leicht verständlichem Text, gestützt durch Symbole angeboten wird. Die Fragen nach den, für die Notrufzentrale, wichtigen Informationen werden – ebenso wie Hinweise - auch in Gebärdensprache angeboten. Davon profitieren auch alle Menschen mit Lese-Schwäche oder nicht-deutscher Muttersprache. Für den Notfall-Dialog stehen außerdem 12 Sprachen zur Auswahl.

„Wir freuen uns, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Gehörlosenzentrums TIROL jetzt nicht mehr angstvoll vermeiden, den Aufzug zu benutzen“, strahlt Verbandsleiterin Monika Mück-Egg und ergänzt humorvoll „Das Team von VIEW hatte im wahren Sinn des Wortes offene Ohren für die Bedürfnisse unserer gehörlosen Benutzer.“

Das Ergebnis ist ein System, das nach dem Zwei-Sinne-Prinzip arbeitet. Durch Drücken der Notruftaste wird eine Verbindung zur Notrufzentrale hergestellt. Gleichzeitig springt auf dem Bildschirm die Notfallkommunikation an und es erscheinen Fragen, die mit „Ja“ und „Nein“ beantwortet werden können. Gebärdensprachvideo-Einblendung ergänzen die Kommunikation mit Sicherheitshinweisen und Rückmeldung, dass die Nachricht empfangen und weitergeleitet wurde.

Warum ist die Gebärdensprachunterstützung so wichtig

Da sich die Lautsprache über das Gehör entwickelt, ist sie für gehörlose Menschen keine Selbstverständlichkeit. Sie wird nicht nebenbei durch Zuhören erworben, sondern muss als Fremdsprache – unter erschwerten Bedingungen - erlernt werden. Dasselbe gilt für das Schreiben und Lesen. Für den Großteil der gehörlosen und resthörigen Menschen ist die Gebärdensprache die „Muttersprache“. Als visuelle Sprache entspricht sie ihren Wahrnehmungsvoraussetzungen. Entsprechend ist sie die verständlichste und verlässlichste Form der Kommunikation für gehörlose Personen.

„Behinderung ist kein individuelles Merkmal, sondern Ergebnis eines Wechselspiels zwischen einer individuellen Beeinträchtigung und äußeren Barrieren. Diese Barrieren können bauliche Hindernisse und im Fall gehörloser Personen auch sprachliche Hürden sein. Speziell in Gefahrensituationen ist das nicht akzeptabel.“ erläutert Monika Mück-Egg.

VIEW Aufzugsnotruf definiert den aktuellen Stand der Technik

„Der sogenannte Stand der Technik ist ein irreführender Begriff, der dem rasanten technischen Fortschritt in allen Bereichen nicht gerecht wird.“ erläutert Günter Baca, COO von VIEW Elevator.

Am Beispiel Aufzugsnotruf lässt sich gut darstellen, wie weit die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu den aktuellen gesetzlichen Anforderungen auseinanderklaffen. Obwohl im Nationalen Aktionsplan, NAP 2012-2020 in Punkt 3.8 Bauen ausgeführt ist, dass unterschiedlichen physischen Möglichkeiten aller Menschen in der gebauten Umwelt zu entsprechen ist, wird die ÖNORM B1600 lediglich als "Empfehlung" interpretiert. In aktuellen Richtlinien und Informationen zur barrierefreien Gestaltung von Aufzügen ist immer noch von "Notruftelefonen" die Rede. Selbst die in der EN 81-70 für Hörbehinderte lediglich vorgeschlagene induktive Höranlage, richtet sich eigentlich an schwerhörige Menschen. Gehörlose bleiben auch in diesem Fall weiterhin ausgeschlossen, obwohl der tatsächliche Stand der Technik - wie das VIEW System beweist - längst Aufzugsnotruf nach dem Zwei-Sinne-Prinzip ermöglicht.

Die Zukunft des Notrufs ist autonom

VIEW hat mit VIEW Sense den Aufzugsnotruf intelligent gemacht. Mittels Sensorik und künstlicher Intelligenz werden Notfälle, Vandalismus und unbegleitete Gegenstände erkannt und autonom an die Notrufzentrale gemeldet. Dadurch wird theoretisch der Notrufknopf überflüssig, weil der Schutzengel immer mitfährt.